Wirtschaft Indien & Pakistan

Indien gilt nach China zu den Volkwirtschaften mit dem höchsten Wirtschaftspotential der Welt. Bis zur Wirtschaftskrise 2008 hatte das Land ein jährliches Wachstum von rund neun Prozent. In den Jahren 2009/10 belief sich das Wachstum noch auf über sechs Prozent. Das Indien bis heute als Schwellenland wirtschaftlich charakterisiert wird hängt unter anderem mit der schlechten Verkehrsinfrastruktur, der hohen Arbeitslosigkeit und der hohen Armut zusammen. Rund ein Viertel der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze von einem US-Dollar pro Tag. Man schätzt, dass rund die Hälfte aller Inder unter zwei Dollar pro Tag arbeitet. Die niedrigen Arbeitslöhne und die fehlenden Arbeitnehmerrechte in vielen Wirtschaftsbereichen - zumindest aus westlicher Sicht - haben viele ausländische Unternehmen veranlasst Firmen in Indien zu gründen. Die Realeinkommen der Inder liegen bis heute im eklatanten Wiederspruch zum Wirtschaftswachstum des Landes. Große Teile der Erwerbstätigen sind im Bereich der Landwirtschaft tätig. Rund jeder zweite erwerbstätige Inder ist von der Agrarwirtschaft abhängig. Der Dienstleistungssektor macht in Indien nur rund 27 Prozent aus. Es sind in der Vergangenheit zahlreiche staatliche Förderprogramme gegen die Armut gestartet worden, unter anderem versucht man durch weniger qualifizierte Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe und der Industrie neue Arbeitsmarktperspektiven zu schaffen. Arbeitsverträge, wie man sie in Industriestaaten oder anderen Schwellenländer kennt, sind in Indien die Ausnahme. Nicht einmal 10 Prozent der Arbeitnehmer haben in Indien einen Arbeitsvertrag.

Indien ist in vielerlei Hinsicht ein zukünftiger Wachstumsmarkt. Ein Aspekt ist die sogenannte “Demografische Dividende”. Das heißt, dass durch die sinkende Geburtenrate in Indien immer mehr Menschen langfristig im erwerbsfähige Alter sind und zwangsläufig die Binnennachfrage, vor allem im Konsumbereich, puschen. Das positive Generationsverhältnis soll auch den indischen Arbeitsmarkt positiv beeinflussen, so die Hoffnungen der indischen Wirtschaftsexperten. Indien hat heute ein eklatantes Missverhältnis zwischen verfügbaren Ausbildungsplätzen und der Masse an jungen Menschen, die Ausbildungen suchen. Die Förderung der schulischen und betrieblichen Ausbildungsstrukturen ist eine große Herausforderung für die indische Bildungspolitik. Ein weiterer Grund für den wirtschaftlichen Aufschwung Indiens, zu einer der führenden Wirtschaftsnation, sind die hohen ausländischen Investitionsvolumina. Vor allem die Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland hatten sich in den letzten Jahren verbessert. Das Handelsvolumen soll bis ins Jahr 2012 auf rund 20 Milliarden Euro steigen. Deutschland ist der wichtigste Handelspartner Indiens in der EU. Vor allem der bilaterale Handel in industriellen Sektoren wie dem Maschinenbau, der Elektroindustrie oder der Automobilindustrie wird sehr prägend werden. Aus Indien werden vor allem Textilien oder Lebensmittel importiert.

Indien gilt als einer der Gewinner der globalen Wirtschaft und hat sich seit dem neuen Jahrtausend vor allem als Exportland positioniert. Durch die starke Binnennachfrage ist Indien generell weniger vom Export abhängig, als zum Beispiel die westlichen Industriestaaten. Die USA und China sind die wichtigsten Handelspartner bei Ein- und Ausfuhren. Indien ist ein wichtiges Land im internationalen Rohstoffhandel. Exportiert werden vor allem Textilien, Edelsteine wie Diamanten, Edelmetalle und Rohöl. Die indischen Händler sind zum Beispiel im Diamantenhandel in Antwerpen und anderen Diamantenmetropolen sehr umtriebig. Indien ist heute auch eines der führenden Länder in der Software-Entwicklung. Einer der reichsten Inder ist nach dem Wirtschaftsmagazin Forbes Azim Premji, der mit dem IT-Unternehmen Wipro Technologie, mit Sitz in Bengaluru, eines der größten IT-Unternehmen in Asien aufbaute. Wipro ist heute in Bezug auf die Marktkapitalisierung das viertgrößte IT-Unternehmen der Welt. Seit Mitte der 1990er Jahre sind viele neue Jobs in der IT-Branche entstanden. Im Jahr 2008 stellen alleine die fünf führenden IT-Unternehmen rund 80.000 neue Mitarbeiter ein. Viele große Hard- und Software-Firmen sind dazu übergegangen ihre Produktion in Länder wie Vietnam zu verlagern, wo die Arbeitsplätze noch günstiger sind. Zu den Big-Playern in der IT-Wirtschaft Indiens gehören unter anderem die Unternehmen Tata Consultancy, Satyam Computer Services oder HCL Technologies.

Indiens Nachbarland Pakistan, mit einer Bevölkerung von rund 173 Millionen Bürgern, stellt sich kulturell, religiös und wirtschaftlich anders dar. Militärische Scharmützel mit dem indischen Militär gehören im Norden des Landes seit Jahren zum Alltag, ohne das die militärische Situation maßgeblich eskaliert. Nach der Wirtschaftskrise 2008/09 stellt sich Pakistan heute als finanzstabileres Land dar. Finanziell unterstützt wird das Land vor allem vom Internationalen Währungsfond (IMF). Über 11 Milliarden US-Dollar sind seitens des IWF seit dem Jahr 2008 nach Pakistan geflossen. Pakistan hat immer noch eine hohe Inflationsrate und wenig staatliche Investitionsmöglichkeiten bei der Bildung oder dem Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. Vor allem die hohen Militärausgaben beim Kampf gegen die Taliban belasten den Haushalt. Der Export in Pakistan ist beschränkt auf wenige Rohstoffe wie Baumwolle, Reis oder Textilien. Zu den wichtigsten Exportländern gehören die USA, Deutschland und Japan. Importiert werden vor allem fossile Energieträger und Maschinen. Mit China hatte Pakistan im Jahr 2007 ein Freihandelsabkommen abgeschlossen. Institutionell ist das Land in die Südasiatische Gemeinschaft eingebunden. Pakistan gehört bis heute zu den Nationen mit den niedrigsten Einkommen der Bürger. Organisationen wie die Weltbank fördern durch Entwicklungshilfen zahlreiche Bildungsprogramme im ländlichen Raum und investieren in Verkehrsinfrastrukturprojekte.

Das ehemalige British-Indien mit der muslimischen Bevölkerung hat bis heute keinen internationalen Tourismus als Devisenbringer. Der Groß- und Einzelhandel sowie das Transportwesen sind die wichtigsten Dienstleistungsbranchen in Pakistan. Das Finanz- und Versicherungswesen macht im Dienstleistungssektor rund sechs Prozent der volkswirtschaftlichen Leistung aus. Pakistan ist im Energiesektor auf Erdöllieferungen aus dem arabischen Raum angewiesen. Auf Grund des steigenden Energiebedarfs ist die zukünftige Energiepolitik ein zentrales Thema. Pakistan braucht in Zukunft mehr Erdgas, das man von Turkmenistan über Pipelines importieren möchte. Die Asiatische Entwicklungsbank projektiert derzeit das TAP-Projekt (Turkmenistan-Afghanistan-Pakistan-Pipeline). Eine Pipeline vom Iran über Indien nach Pakistan ist seit Jahren alternativ im Gespräch. Bis 2015 sollen die alternativen Energien bis zu 10 Prozent des Energiebedarfs im Land decken. Zentrale Organisation ist das Alternative Energy Developing Board. Ein Zukunftsmarkt in Pakistan ist auch der mobile Telekommunikationsmarkt. Es herrscht in den letzten Jahren eine große Nachfrage an Handys. Dies ist vor allem dadurch begründet, dass viele Haushalte keinen Festnetzanschluss haben. Anschlüsse für das Internet gibt es auch kaum auf dem Land. Es gibt heute geschätzte drei Millionen Internetanschlüsse in Pakistan. Größte Probleme hat Pakistan im Bildungsbereich. Mit Abstand hat Pakistan die höchste asiatische Quote an Menschen, die nicht lesen und schreiben können. Auch das Gesundheitssystem ist im ländlichen Raum ist ein Sorgenkind der Regierung. Die WHO schätzt, dass jeder vierte Pakistani unterernährt ist. Durch Infektionen und Unterernährungen stirbt in Pakistan fast jedes zehnte Kind vor dem sechsten Lebensjahr.

Pakistan ist für die westliche Welt ein wichtiges Land, nicht nur in Bezug auf die Bekämpfung des internationalen Terrorismus, sondern auch als eines der Entwicklungsländer das Atomwaffen produziert. Schon Mitte der 1970er Jahre sind erste Atomwaffentests durchgeführt worden. Militärexperten der USA schätzen, dass Pakistan schon in den 1980er Jahren Atomwaffen produzierte. Die Sicherheitspolitik, in Bezug auf den atomaren Erstschlag bei militärischen Interventionen Indiens, soll zukünftig positiv verändert werden, so die Aussage des Präsidenten Zardari. Das Wohl von Indien und Pakistan hängt besonders von der Befriedigung der militärischen Konflikte ab.