Benzin

Zu den wichtigsten Erdölprodukten, die durch Raffinerien umgewandelt werden, gehören Benzin, Diesel und Kerosin. Mit Abstand wichtigster Seehafen für Europa ist der Hafen Rotterdam. Er ist vor allem für die Erdölindustrie der wichtigste Handelshafen auf dem Kontinent. Vom Hafen Rotterdam aus fließen unter anderem Erdölpipelines nach Deutschland. Der Hafen verfügt über vier große Raffinerien, die von mehreren Firmen genutzt werden. Insgesamt sind rund 40 Unternehmen aus den Branchen Erdöl und Chemie hier vertreten. Die europäische Öllagerung und Verteilung spielt von Rotterdam aus eine zentrale Rolle. Am Rotterdamer Markt richten sich die Preise für Motorenbenzin aus. Gehandelt wird hier Benzin auf US-Dollar pro 1.000 Kilogramm. In Deutschland wird Erdöl in Raffinerien zu Produkten wie Ottokraftstoff oder Heizöl verarbeitet. Die größten Erdölraffinerien sind unter anderem die Rheinland Raffinerie, die Ruhr-Öl-Raffinerie, die Wilhelmshavener Raffinerie-Gesellschaft oder die zweitgrößte Erdölraffinerie in Karlsruhe, die MiRO - Mineraloelraffinerie Oberrhein. Der Preis für Benzin setzt sich in Deutschland aus unterschiedlichen Faktoren zusammen. Der Tankstellenabsatzpreis beinhaltet den Benzinpreis in Rotterdam für Fertigprodukte, die Mineralölsteuer und die Mehrwertsteuer. Anders als bei gewöhnlichen Produkten wird die Mehrwertsteuer nicht auf den Nettopreis aufgeschlagen, sondern auf den Tankstellenabgabepreis, inklusive der Mineralölsteuer. Man bezahlt sozusagen bei der Mehrwertsteuer in Deutschland eine zusätzliche Steuer auf die Mineralölsteuer. Der Steueranteil in Deutschland macht das Benzin rund um die Hälfte teurer als im Handel. Über 90 Prozent des Benzinpreises machen die Marktpreise in Rotterdam und die deutschen Steuern beim Gesamtpreis für Benzin aus. Man rechnet ungefähr mit sieben Prozent an Preispositionen wie Transport, Lagerung, Entwicklung und Vertrieb beim Benzinpreis.

Mögliche Verflechtungen der Mineralölkonzerne bei Benzinpreisabsprachen standen in der Vergangenheit immer wieder im Fokus der Medien und wurden jüngst im Jahr 2008 von Bundeskartellamt untersucht. Viele der Mineralölunternehmen gehören weltweit zu den umsatzstärksten börsennotierten Unternehmen. Weltweit sind, in Bezug auf die Fördermengen und die Gesamtumsätze, drei Mineralölunternehmen führend: Exxon Mobil, Royal Dutch Shell und BP. Der US-amerikanische Weltmarktführer Exxon Mobil mit Unternehmenssitz in Irving, Texas, erwirtschaftete im Jahr 2007 einen Gesamtumsatz von rund 404 Milliarden US-Dollar. Ein sehr wichtiger und zukunftsträchtiger Markt ist für die Mineralölkonzerne die erneuerbaren Energien. In Ländern wie Brasilien oder den USA spielt zum Beispiel Biokraftstoff wie Bioethanol eine wichtige Rolle. Ethanol wurde im Jahr 2008 in Brasilien mehr konsumiert als jedes andere Kraftstoffgemisch. Mineralölunternehmen sind heute weltweit in privater Hand. In den erdölproduzierenden Ländern am Golf sind die Erdölfördergesellschaften vor allem in staatlicher Hand. Durch das Internet ist mehr Transparenz bei den Benzinpreisen der europäischen Tankstellen gekommen. Man findet heute eine große Anzahl von Portalen, die Benzinpreisvergleiche kommunizieren.

Über die Entwicklung des Benzinpreises wird immer wieder spekuliert. Im Jahr 2008 hat zum Beispiel das Deutsche Institut für Wirtschaftsförderung eine Prognose veröffentlich, wonach der Benzinpreis in Deutschland bis zum Jahr 2018 auf rund vier Euro klettern könnte. Abhängig sind die Preisentwicklungen vom Ölpreis und dem Kurs des US-Dollars. Oft wird die Erdölpreisentwicklung von politischen Faktoren beeinflusst, wie in jüngere Zeit der Krise in Nigeria. Das wichtigste Gremium bei der Erdölförderung ist die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) mit Sitz in Wien. Durch Ölförderquotenabsprachen können die Mitgliedsländer im Markt künstlich agieren. Aus den OPEC-Ländern kommen rund 40 Prozent der weltweiten Erdölförderungen. Drei Viertel der weltweiten Erdölressourcen liegen in diesen Ländern. Die größten Reserven an Erdöl haben die Länder Saudi-Arabien, Irak, Iran und Kuweit. In Europa haben Russland und Aserbaidschan die größten Reserven. China ist heute an Nummer 2 der größten Verbraucher von Erdöl, nach den USA und vor Japan, Indien, Russland und Deutschland. Der Benzinpreis in Deutschland war im Jahr 2009 im oberen Segment bei den europäischen Ländern. Teurere Benzinpreise hatten nur die Niederlande und Belgien. Besonders günstig war der Benzinpreis Anfang 2009 in den Nachbarländern Schweiz und Polen.