Zertifikate

Zertifikate sind als Modeprodukte der Finanzwelt zwischen den Jahren 2004 und 2008 bei privaten Anlegern sehr nachgefragt worden. Durch die Bankenkrise und die Verunsicherung der Kunden ist das Zertifikatmarktvolumen in Deutschland laut der Statistik des Deutschen Derivate Verbands (DDV) zurückgegangen. Nach der Gesamtschätzung des Fachverbandes lag das Volumen im Mai 2009 bei rund 90,4 Milliarden Euro. Das Gesamtvolumen der 14 Emittenten, die in der Statistik mitgewirkt haben, beträgt im Mai 2009 6,8 Milliarden Euro. Auch noch Anfang des Jahres 2009 war der Markt für Zertifikate in unruhigen Gewässern. Nach Angaben des Deutschen Derivate Verbandes, hat dies aber nur geringe Auswirkungen auf die Marktanteile, bzw. das Marktvolumen, der führenden Finanzdienstleister in diesem Finanzproduktmarkt. Die drei führenden Finanzdienstleister sind bei Derivaten Wertpapieren die DZ Bank, die Deutsche Bank und die Landesbank NRW (WestLB). Die drei führenden Bankinstitute haben zusammen einen Marktanteil von gut 57 Prozent. Bis auf die Hypovereinsbank kommen keine der führenden Geschäftsbanken und Investmentbanken über zehn Prozent Marktanteil. Selbst renommierte Häuser wie Goldmann Sachs oder Sal. Oppenheimer haben Marktanteile von unter zwei Prozent. Wie in anderen Bereichen der Finanzwelt auch, ist hier also eine Marktzentralisierung in den letzten Jahren zu bemerken. Durch die Insolvenz von Lehmann Brothers und dem nachfolgenden Crash im internationalen Finanzmarkt, haben viele Bürger Geld verloren oder sind verunsichert. Man versucht auf vielen Ebenen Bürgern zu helfen, die eventuell falsch beraten wurden und die in zu riskante Wertpapiergeschäfte investiert haben. Die Citibank will zum Beispiel die Kunden entschädigen, die wertlose Papiere von Lehmann Brothers haben. Die Citibank hat Anfang/Mitte des Jahres 2009 mit der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (NRW) ein Punktesystem entwickelt, das Kriterien für die Zuteilung der Entschädigung analysiert. Den höchsten Anteil an Entschädigungen bekommen Anleger, die falsch beraten wurden und guten Glaubens in eine sichere Anlage investiert haben.

Die Finanzinstitute, die deutsche und europäische Finanzdienstleistungsaufsicht und die Politik sind durch den Bankencrash sensibilisiert worden und versuchen durch neue Finanzdienstleistungsvorschriften und -kontrollen den Markt für den Verbraucher transparenter zu machen. Grundsätzlich sollte aber jeder Verbraucher die Pflicht verspüren, sich vorab über Finanzprodukte zu informieren. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht kommuniziert zum Beispiel Informationen für Verbraucher. Brancheninformationen hält zum Beispiel der Deutsche Derivate Verband bereit. Der Markt ist also sehr transparent, sofern man sich die Zeit nimmt, sich mit Finanzprodukten wie Zertifikaten seriös zu beschäftigen. Zertifikate sind in den letzten Jahren auch deshalb gefragte Modeprodukte geworden, da man mit diesen Produkten viele Finanzmarktoptionen hat. Man kann in alle möglichen Märkte investieren und sehr flexibel seine Anlagestrategie umsetzen. Das heißt aber auch, dass man im Zertifikatmarkt einen professionellen Finanzberater braucht und man sich individuell mit den Spielregeln der Märkte und den Fachbegriffen auskennen muss. Das Zertifikatgeschäft ist ein sogenanntes Retail-Geschäft, was nicht anderes heißt, als das es in das Privatkundengeschäft der Banken fällt. Verfügt ein Finanzinstitut nicht über die nötige Bonität, so kann es im schlimmsten Fall zum Verlust der Anlagen durch eine Insolvenz kommen. Die Wahl des richtigen Emittenten ist deshalb ein sehr wichtiges Kriterien im Zertifikatmarkt. Zertifikate sind rechtlich gesehen Schuldverschreibungen, die auf einem Basiswert berechnet werden und die Chance bieten an der Wertentwicklung des Basiswertes zu partizipieren.

Zertifikate können sich zum Beispiel auf Schuldverschreibungen von Aktien, Aktienindizes, Wertpapieren oder Rohstoffen beziehen. Gerade die Investitionsflexibilität in so unterschiedliche Märkte haben Privatkunden zu den Zertifikaten geführt. Natürlich haben auch die Anbieter durch die Flexibilität der Marktoptionen, und nicht zuletzt durch das hohe Risiko der Anleger, von solchen Finanzprodukten profitiert. Grundsätzlich kann man sagen, dass bei einer großen deutschen Bank das Bonitätsrisiko sehr gering ist und somit auch die Gefahr des Kapitalverlustes durch Zertifikate sehr gering ist. Zertifikate kann man bei Banken und Börsen jederzeit kaufen und verkaufen, ohne dass man direkt in das Papier investieren muss. Wer zum Beispiel auf einen Index an der Börse spekulieren will, der kann Indexzertifikate kaufen. Es gibt zahlreiche Produkte, die im Markt gehandelt werden und sehr unterschiedliche Chancen und Risiken reflektieren. Das Angebot reicht von Airbag-Zertifikaten bis zu Verschmutzungs-Zertifikaten. Günstige Angebote machen in diesem Markt zum Beispiel die Direktbanken. Anleger müssen sich unter anderen mit Vertragsfaktoren wie Bankgebühren, Börsenspesen, Spread (Kursbezogene Geld-Brief-Spannen) oder auch den steuerlichen Hintergründen der Anlageform auseinandersetzten.