Die Wirtschaft von Caracas und Venezuela

Die Metropolregion Caracas mit geschätzten vier Millionen Menschen ist die wichtigste Finanzmetropole in Venezuela. Caracas beheimatet viele industrielle Betriebe des Landes, unter anderem in den Industrien: Textilwirtschaft; Nahrungsmittelwirtschaft, Maschinenbau oder Elektroindustrie. Die Hauptstadt Venezuelas ist auch das Dienstleistungs- und Finanzzentrum des Landes mit der Börse Caracas (Bolsa de Valores de Caracas). Hier sind die größten Konzerne des Landes notiert. Die Börse Caracas ist in privaten Händen von Aktionären und der Handel erfolgt seit Anfang der 1990er Jahre nur über den elektronischen Handel. Die nationale Börsenaufsicht ist die Comisión Nacional de Valores, eine Abteilung des Finanzministeriums. Die Wirtschaft von Venezuela und Caracas ist sehr ausgeglichen in Bezug auf die Wirtschaftssegmente Dienstleistungen und Industrie. Heute macht der industrielle Bereiche rund 55 Prozent der Wirtschaft Venezuelas aus. Venezuela ist reich an Rohstoffen, vor allem an Erdöl. Die Exporterträge aus dem internationalen Ölhandel machen rund ein Viertel des Sozialproduktes in Venezuela aus. Caracas hat als Handelsstadt schon sehr früh von dem Ölboom profitiert. Seit den 1930er Jahren ist die Ölindustrie ein zentraler Wirtschaftsfaktor in der Metropolregion Caracas. In Caracas hat die größte staatliche Erdölförderungsgesellschaft Petróleos de Venezuela ihren Sitz. Die Gesellschaft wurde in den 1970er Jahren verstaatlicht. Der jährliche Umsatz der Erdölgesellschaft beziffert sich auf über hundert Milliarden US-Dollar. Es ist damit das umsatzstärkste Unternehmen in Venezuela.

Petróleos de Venezuela hat weltweit Beteiligungen, unter anderem an Ruhr Öl. Auf Grund dessen, dass die Gewinne weitgehend staatlich abgeschöpft wurden, sind in den letzten Jahren zu wenige Investitionen in die Produktionsstätten des Konzerns geflossen, so die Behauptung der Kritiker. Neben den Ressourcen an Erdöl ist Venezuela auch reich an Industriemetallen wie Eisenerz oder Stahl. Das Land hat auch größte Vorkommen an Edelmetallen. Caracas ist heute im Zentrum eine moderne Metropole. Das wichtigste städtebauliche Projekt im neuen Jahrtausend war der Bau der Twin Towers im Central Park. Der East Tower wurde im Jahr 2004 fertiggestellt. Die Twin Towers waren das Image-Bauprojekt schlechthin für Regierung Chávez. Anfang 2010 kündigte der Regierungschef Hugo Chavéz an, dass man historische Bauten im Stadtkern unter staatlicher Hand nehme und die Eigentümer enteignen wolle, um die “Zerstörung durch den Kapitalismus” entgegenzuwirken. Die Person Hugo Chavéz ist selbst in Venezuela höchst umstritten. Bei der Mittel- und Oberschicht stößt der launische Regierungschef auf viel Kritik. Vor allem in den Armenvierteln von Venezuela, die sich entlang der Berge ziehen, ist der Regierungschef ein Volksheld und holte sich hier die Wählerstimmen ab.

Venezuela ist bis heute ein Land, das sich zwischen Privatisierung und Verstaatlichung von vielen Betrieben latent bewegt. Im Jahr 2008 wurde die Zementindustrie verstaatlicht. Der Staatschef Hugo Chávez wertete die Landeswährung Bolivar im Januar 2010 stark ab, was zu Unruhen im Land führte. Chávez kündigte an, ein Doppelkurssystem einzuführen, was die Kritiker als Desaster für die Wirtschaft Venezuelas sehen. Kurse zum Beispiel auf Lebensmittel oder auch Medikamente sollten angehoben werden. Die Wirtschaft Venezuelas und Caracas wird wahrscheinlich auch in den nächsten Jahren mit dem Links-Patriarchen leben müssen, was die Einschätzung möglicher ausländischer Investitionen in Venezuela nicht leichter macht.