Die Wirtschaft im nahen Osten

Der Nahe Osten ist vor allem geprägt durch den Nahostkonflikt. Eine zentrale Figur spielt Israel im Nahostkonflikt mit der höchstentwickelten Marktwirtschaft am Mittelmeer. Die Beziehungen zu den Nachbarländern Ägypten, Jordanien, Syrien und dem Libanon sind schwierig und führen immer wieder zu militärischen Konflikten. Israel mit rund 7,5 Millionen Menschen hat in den letzten Jahren eine durchschnittliche Wachstumsrate der Volkwirtschaft von rund fünf Prozent erlebt und ist das technologisch hochentwickeltste Land in der Region. Wichtigster Handelspartner von Israel ist die EU. Die wichtigsten bilateralen Handelspartner sind nach den USA und China, Deutschland, die Schweiz und Italien. Spezifische Einfuhrbeschränkungen betreffen im Handel zwischen der EU und Israel die israelischen Siedlungen in den palästinensischen Gebieten. Größer Arbeitgeber in Israel ist der öffentliche Dienst, hier arbeitet rund jeder dritte Israeli. Der Dienstleistungsbereich und der Handel bestimmen nach dem öffentlichen Dienst den Arbeitsmarkt. Nur rund 17 Prozent der Menschen sind in Israel in der Industrie tätig. Die größten Haushaltspositionen in Israel betreffen den Gesundheits- und Bildungsbereich sowie das Militär. Die Außenpolitik Israels ist zentral geprägt durch den Nahostkonflikt. Die Sicherung der Existenz Israels hat absolute Priorität in der Politik. Wichtigster Partner sind die USA, die die Sicherheit Israels direkt oder indirekt sichern. Obwohl das Verhältnis zur EU nicht spannungsfrei ist, wendet sich Israel sich immer mehr dem europäischen Markt zu. In politischen Bewertungen hält sich Deutschland traditionell geschichtlich bedingt zurück. Vor allem das iranische Nuklearprogramm hat weltweites Konfliktpotential für die Region. Obwohl es in den letzten Jahren immer mehr moderate Töne und diplomatischen Bemühungen gab, pflegt Israel nur zu den Nachbarländern Jordanien und Ägypten diplomatische Beziehungen. Die Innenpolitik Israels ist undurchsichtig auf Grund der zahlreichen Parteien, die vor allem spezifische Bevölkerungsgruppen repräsentieren. Vor allem die palästinensischen Gebiete und der Gaza-Streifen sind sicherheitsgefährdende Gebiete. Das Auswärtige Amt stellt aktuelle Reise- und Sicherheitshinweise zur Verfügung, zum Beispiel für Reisen nach Jerusalem, insbesondere für den Tempelberg.

Israel ist das einzige Land im Nahen Osten, das als Industrieland definiert wird. Länder wie Iran, Irak oder Ägypten sind heute eher als Schwellenländer zu sehen. Die wichtigste Organisation in der islamischen Welt ist die Organisation der Islamischen Konferenz mit 57 Mitgliedern. Die Konferenz sieht sich als Repräsentant der islamischen Welt und hat ihren Sitz in der saudi-arabischen Hafenstadt Dschidda. Durch die neue Charta von 2008 haben sich die Mitgliedsländer vor allem auf neue Definitionen in Bezug auf die islamische Menschenrechte geeinigt sowie auf Formulierungen der Rechtsstaatlichkeit und der grundlegenden Freiheiten der islamischen Bürger. Die Menschenrechtsvorstellungen zwischen der UN-Menschenrechtscharta und der islamischen Charta, auf Basis der Scharia, gehen noch weit auseinander. Religiöse Vorschriften auf Grundlage der Scharia bestimmen zentral das öffentliche und private Leben in der islamischen Welt. Die Scharia wird allerdings von den islamischen Ländern unterschiedlich bewertet und gehandhabt, teils findet die Scharia in nationalen Rechtsprechungen auch nur teilweise Anwendung. Anders als in westlichen Ländern, hat die Religion einen viel zentraleren Einfluss auf die ökologischen Wirkungsweisen. Ein neuer Markt ist zum Beispiel Islamic Banking, wo islamische Bankhäuser bewusst islamische Finanzprodukte kreieren. Diese Finanzprodukte auf Grundlage der islamischen Kultur sind in Ländern wie Saudi-Arabien sehr beliebt. Nationalpolitik, Glaubensfragen und Wirtschaft sind in der Region des Nahen Ostens untrennbar verknüpft.

Jordanien hat bis heute unter den internationalen Sanktionen gegen den Iran und dem Golfkrieg gegen den Irak zu leiden, den größten Handelspartnern des Landes. Jordanien und Ägypten beabsichtigen, um die Wirtschaften der Länder zu liberalisieren, neue Freihandelszonen zu schaffen und mit Assoziationsabkommen mit der EU den Freihandel zu befördern. In Ländern wie Ägypten und Jordanien spielt der Tourismus eine wichtige Rolle. Rund zehn Prozent der Devisen fallen auf den Tourismussektor in Jordanien. Zu einigen Ländern im Nahen Osten hat Deutschland die wirtschaftspolitischen und kulturellen Beziehungen verbessert, zum Beispiel zu Syrien. Seit 2002 ist Syrien ein Partnerland in der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit. Zahlreiche Delegationen haben in den letzten Jahren das Land bereist und wirtschaftliche Kontakte geknüpft. Syrien möchte sich zu einer sozialen Marktwirtschaft entwickeln und ist auf die Entwicklungshilfe aus EU-Ländern wie Deutschland angewiesen. In Syrien spielen Themen wie Bildung, Ausbildung und Arbeitsmarkt eine gravierende Rolle, da rund 40 Prozent der Bevölkerung unter 14 Jahre sind. Um den Haushalt des Landes zu konsolidieren will Syrien 2010 eine Mehrwertsteuer einführen.

Länder wie Syrien wollen sich langfristig von den bestimmenden Öleinnahmen befreien. Vor allem in den Bereichen der Verkehrs- oder der Wasser- und Abwasserinfrastrukturen muss in Ländern wie Syrien, Jordanien oder Ägypten viel investiert werden. Syrien möchte vor allem die Erdgasförderung ausbauen. Viele Länder, die in Afrika und dem Nahen Osten für ihre Erdölförderungen bekannt sind, möchten vor allem Erdgas zu einem profitablen Geschäftsfeld ausbauen. Syrien möchte vor allem die US-Wirtschaftssanktionen gegen das Land seit 2004 auflösen. Zu den Krisenländern mit Wirtschaftspotential in der Region gehört der Libanon, der durch die Bürgerkriege volkwirtschaftlich zerstört wurde. Der Libanon hat eine lange Handelstradition als Mittelmeeranrainer. Im Libanon mit der Hauptstadt Beirut spielt vor allem der Wiederaufbau eine zentrale Rolle. Die Innenstadt Beiruts wurde unter anderem wiederaufgebaut und wird bei Touristen immer beliebter. Der Libanon gehört heute zu den Ländern mit dem höchsten Wirtschaftswachstum in der Region, der sich langsam im internationalen Tourismus entwickelt. Vor allem in die Strom-, Wasser und Abwasserinfrastruktur muss investiert werden. Sofern die Privatisierung voranschreitet und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen konsequent weiterverfolgt werden, kann der Libanon ein interessantes Investitionsland im Nahen Osten werden. Größtes Problem des Landes ist die immense Staatsverschuldung mit über 50 Milliarden US-Dollar in 2009.

Neben dem Schuldendienst plagt das Land vor allem das hohe Handelsbilanzdefizit. Vor allem Pkws, chemische Produkte, Maschinen und Öl muss eingeführt werden. Neben den USA, China und Frankreich ist Deutschland das wichtigste Importland für den Libanon. Seit dem Jahr 1999 gibt es ein Investitionsschutz- und -förderabkommen zwischen Deutschland und dem Libanon. Seit der Wiederaufbauzeit des Landes haben deutsche Unternehmen zum Beispiel in der Verkehrsinfrastruktur oder im Energie- und Telekommunikationsmarkt Aufbauhilfe geleistet. Vor allem in den internationalen Tourismus setzt man Hoffnungen. Im Jahr 2009 kamen fast 1,9 Millionen Touristen ins Land, dies waren rund 38 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch die Direktinvestitionen haben sich erhöht und lagen im Jahr 2009 bei über vier Milliarden US-Dollar. Der Libanon zeichnet sich heute durch eine verbesserte Sicherheitslage aus. Auf Grund der Grenze zu den Nachbarländern Iran, Israel und Syrien sowie den militanten Gruppierungen ist die Friedenserhaltung allerdings latent gefährdet. Vor Antritt einer Reise in den Libanon sollte man die aktuellen Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes beachten.