Die Wirtschaft von Tunis und Tunesien

Tunesien gehört seit einigen Jahren zu den Schwellenländern in Afrika und ist das wirtschaftssoziale Vorzeigeland in Nordafrika. Im Gegensatz zu vielen anderen afrikanischen Ländern werden hier größere Haushaltsmittel für Bildung, Ausbildung und Forschung verwendet. Die Mittelschicht ist in Tunesien sehr viel stärker vertreten, wie in anderen Ländern Nordafrikas wie Algerien. Das Pro-Kopf-Einkommen lag im Jahr 2008 bei fast 4.000 Dollar. Mit 13 Prozent der Menschen, die unter der Armutsgrenze leben, hat Tunesien eine sehr geringe Quote bei diesem sozialwirtschaftlichen Parameter. Die Modernisierung der Wirtschaft und die Reduktion der hohen Arbeitslosigkeit von fast 15 Prozent stehen im Fokus der Wirtschaftspolitik des Landes. Tunesien hat seit den 1990er Jahren einen Weg zur Marktliberalisierung eingeschlagen. Ausländische Direktinvestitionen im Jahr 2009 überstiegen die Grenze von drei Milliarden US-Dollar. Durch die politische, wirtschaftliche und soziale Stabilität investieren Investoren vor allem in nordafrikanischen Ländern wie Tunesien und Marokko. In Tunesien gibt es fast 2.800 ausländische Unternehmen, die im Export eine wichtige Rolle spielen. Zwischen dem Land und Deutschland bestehen ein Investitionsförderungs- und -schutzvertrag sowie ein Doppelbesteuerungsabkommen. Tunis ist Sitz zahlreicher deutschen Institutionen wie der Deutschen Botschaft, dem Goethe-Institut, der KfW-Entwicklungsbank oder der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit. Auch parteinahe Stiftungen wie die Konrad-Adenauer-Stiftung sitzen in Tunis.

Tunesien ist recht arm an Rohstoffen. Vor allem Phosphate und Oliven sind Exportgüter mit hohem Rang. In Tunis spielt vor allem der Textil-, Teppich- und Olivenölhandel eine Rolle. Durch das ausgelaufene weltweite Textilabkommen im Jahr 2005, positioniert sich die Textilwirtschaft Tunesiens immer mehr in den modischen und hochwertigeren Segmenten. Gegen Billiglohnländer wie China oder Indien hat Tunesien wenige Chancen im Welttextilhandel. Auf Grund der wenigen Rohstoffe spielt der Tourismus in Tunesien eine zentrale Rolle. Tunesien gehört mit Tunis, Djerba und Monastir zu den beliebten Reisezielen bei Europäern. Wie in anderen touristisch geprägten Ländern auch, spielt der nachhaltige Tourismus eine immer wichtigere Rolle. Tunis ist vor allem im Stadttourismus gut positioniert. Der wichtigste Hafen in Tunis liegt bei La Goulette. Hier landen die Kreuzfahrtschiffe vom Mittelmeer an. Der Hafen ist wichtiger Umschlagplatz für Erze, Oliven und Phosphate und Fährhafen nach Frankreich und Italien. Die Handelsbeziehungen mit der EU sind für Tunesien überaus wichtig. Tunesien war das erste arabische Land, das mit der EU ein Assoziationsabkommen geschlossen hat. Seit 2008 sind die Zölle auf Industriegüter neu reguliert worden.

Durch die Zugehörigkeit zur internationalen Allianz gegen den Terror hat Tunesien seine poltischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu den USA seit dem neuen Jahrtausend stabilisiert und ausgebaut. Politisch sieht sich das Land in der Außenpolitik als Mittler zwischen der westlichen und arabischen Welt und ist wichtiger Partner in Fragen der Mittelmeeranrainerpolitik. Gerade der Terror der Al-Qaida im Maghreb (AQiM) stellt für nordafrikanische Länder ein Problem dar. Anschlags- und Entführungsrisiken bestehen vor allem in der Sahel-Sahara-Region. Das Grenzgebiet zwischen Tunesien, Algerien und Libyen ist besonders gefährdet durch den islamischen Terror. Das tunesische Militär hat hier Speergebiete eingerichtet. Das Auswärtige Amt kommuniziert für Geschäftsreisende und Touristen die aktuellsten Sicherheitshinweise für nordafrikanische Länder.