Die Wirtschaft von Afrika

Auf dem afrikanischen Kontinent leben über eine Milliarde Menschen. Afrika verfügt über ein riesiges wirtschaftliches Potential und ist für die Weltwirtschaft vor allem durch die Bodenschätze von zentraler Bedeutung. Große Rohstoffvorkommen liegen in Afrika wie Metalle, Mineralien, Erdöl oder Erdgas. Vor allem auch Agrarprodukte bestimmen den Export Afrikas. Rund zwei Drittel des Handelsvolumens im Export Afrikas entfällt auf Agrarprodukte. Für viele Länder ist der Rohstoffhandel die zentrale Einnahmequelle. Zu den führenden Exportgütern aus Afrika gehören im Welthandel vor allem Kakao, Diamanten, Gold und Erdöl. Größter Erdölproduzent in Afrika war Nigeria (heute Angola). Religiöse Spannungen von Christen und Muslime, Korruption sowie eine poltische Instabilität machten Nigeria immer wieder zu schaffen. In Nigeria machen die Exporteinnahmen durch den Rohölhandel rund 80 Prozent der Staatseinnahmen aus. Im Jahr 2002 hat die nigerianische Regierung zur Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität im Land die Economic and Financial Crimes Commission gegründet: Eine von vielen Maßnahmen, um die Wirtschaft Nigerias zu stabilisieren. Nigeria ist heute der sechsgrößte Erdölproduzent der OPEC und damit für den weltweiten Energierohstoffmarkt eine zentrales Förderungsland. Der Diamantenhandel spielte in der jüngeren Geschichte Afrikas eine wichtige Rolle im Rohstoffhandel. Der größte Diamantenproduzent der Welt ist Botswana. Der Abbau und Handel mit Diamanten macht rund 30 Prozent des BIP Botswanas aus. Insgesamt kommt rund die Hälfte aller Rohdiamanten aus Afrika. Botswana ist neben Nigeria, Südafrika und der Demokratischen Republik Kongo eines der führenden Länder im afrikanischen Bergbau. Rohstoffe in Botswana wie Uran, Kohle, Zink oder Silber werden in Zukunft noch mehr die Wirtschaft Botswanas bestimmen.

Länder wie Botswana, Sambia, Kenia, Namibia oder Südafrika haben sich seit den 1990er Jahren sehr dynamisch im Tourismus entwickelt, einem der Hoffnungsträger im Dienstleistungsmarkt. Südafrika hat sich mit der Fußballweltmeisterschaft 2010 einem Milliardenpublikum vorgestellt. Inwieweit die WM einen nachhaltigen Wirtschaftsaufschwung in Südafrika bringt, bleibt abzuwarten. Südafrika ist der wichtigste Handelspartner von Deutschland mit einem Exportvolumen von rund 7,3 Milliarden Euro im Jahr 2009. Insgesamt ist der Kontinent Afrika für Deutschland bisher eine kleinere Exportgrößte mit rund 40 Milliarden Euro in 2008. Die politische Instabilität einiger Länder und fehlende Infrastrukturen behindern bis heute das Wachstum in den Handelsbeziehungen zwischen der EU und Teilen Afrikas. Durch das weltweite Bevölkerungswachstum und den erhöhten Rohstoffbedarf hat Afrika aber langfristig gute Chancen sich wirtschaftlich zu entwickeln. Am Golf von Guinea hat man zum Beispiel jüngst neue Erdölvorkommen gefunden, was in der Region Euphorie auslöste. Zu den Ländern, die sich positiv in den letzten Jahren entwickelt haben, gehören vor allem Südafrika und Angola. Angola hat im Jahr 2009 Nigeria als führender afrikanischer Erdölproduzent abgelöst. Deutschland hat ein deutsch-angolanisches Wirtschaftsabkommen geschlossen.

Vor allem bilaterale Energiepartnerschaften, zum Beispiel zwischen Deutschland, Nigeria und Angola, werden heute stärker gepflegt. Deutschland hat u.a. mit der Bildungsinitiative “Afrika kommt!” einen neuen Bildungsaustauch gestartet. Deutschland ist in vielen afrikanischen Ländern geschichtlich gesehen weniger vorbelastet als andere EU-Wirtschaftsnationen wie England, die Niederlande oder Frankreich, die nicht nur positive koloniale Geschichten geschrieben haben. Durch die koloniale Geschichte bedingt, hat Deutschland enge Beziehungen zu Namibia, dem ehemaligen Deutsch-Südwestafrika (1884-1915). Die ehemalige deutsche Kolonie wurde im Jahr 1990 nach einem Jahrhundert der Fremdherrschaft durch Europäer und Südafrikaner zur unabhängigen Demokratie. Neben dem Bergbau ist der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsbereich in Namibia, das als eines der sichersten Länder Afrikas gilt. Das Tierreichtum und die unterschiedlichen Landschaften ziehen viele Touristen, vor allem aus Deutschland, ins Land. Das Land hat im Gegensatz zu vielen anderen afrikanischen Ländern eine gute bis ausreichende Verkehrsinfrastruktur und war früher unter südafrikanischer Verwaltung, so dass es sehr enge Kultur- und Wirtschaftsbeziehungen zu Südafrika gibt. Zu den Gewinnern im internationalen Tourismus gehört vor allem Südafrika, seit der Abschaffung der Apartheid und dem politischen Wirken von Nelson Mandela, dem Mahatma Gandhi Afrikas. Das Land ist einer der größten Produzenten für Agrarprodukte im südlichen Afrika und hat sich vor allem im Weinexport dynamisch entwickelt. Der Tourismus ist in Südafrika stärker ausgeprägt, als in allen anderen afrikanischen Ländern. Metropole wie Kapstadt sind in Südafrika trendige Lifestyle-Metropolen geworden.

Südafrika ist die größte Volkswirtschaft auf dem afrikanischen Kontinent und gehört zu den G8+5. Zu den fünf zusätzlichen Volkswirtschaften der G8-Staaten gehören Südafrika, China, Indien, Mexiko und Brasilien. Seit dem Jahr 2005 ist die politische Arbeit der G8-Staaten mit den fünf Schwellenländern intensiviert worden, vor allem mit Hinblick auf den weltweiten Klimaschutz. Südafrika ist reich an Rohstoffen wie Diamanten, Gold, Kohle, Platin oder Eisenerz. Johannesburg ist das Zentrum der südafrikanischen Wirtschaft und eine der wichtigsten Handelsmetropolen für Diamanten. In der Metropolregion werden rund 40 Prozent des BIP Südafrikas erwirtschaftet. Südafrika ist Standort zahlreicher Autokonzerne in Afrika wie Volkswagen oder BMW. Trotz aller positiven Entwicklungen bei der Demokratisierung und der Marktliberalisierung in Südafrika, hat das Land einige Probleme. Vor allem die hohe Arbeitslosigkeit ist ein Problem. Auf fast jeden Arbeiter kommt statisch gesehen ein Sozialleistungsempfänger. Die hohe Inflation und die Kriminalität in Metropolen wie Johannesburg sind weitere Problemfelder in Südafrika. Um die Staatsausgaben zu senken, wurden viele Wirtschafsbereiche seit einigen Jahren marktwirtschaftlich liberalisiert. Durch die Einführung der Mindestlöhne hat eine Landflucht in Südafrika eingesetzt, die soziale Spannungen in den Metropolen befördert. In einer inneren Logik steigt die Arbeitslosenrate in den Metropolen.

Zu den Problemländern in Afrika, die vor allem für den Rohstoffmarkt wichtig sind, gehört die Demokratische Republik Kongo. Das Land ist das drittgrößte afrikanische Land und reich an Bodenschätzen wie Gold, Silber, Diamanten, Erdöl oder Tantal. Seit den 1990er Jahren ist die Wirtschaft der DRK völlig zusammengebrochen. Die Schattenwirtschaft und der Bürgerkrieg in Teilen des Landes stellen bis heute größte Probleme dar. Rund 80 Prozent der Menschen in der Demokratische Republik Kongo verdienen rund zwei Dollar am Tag. Seit dem Jahr 2007 werden alle Verträge zwischen ausländischen Unternehmen, die vor allem in den Bergbau investierten, überprüft. Zahlreiche Verträge wurden für ungültig erklärt und nachverhandelt. Tatsächlich haben zahlreichen Unternehmen in der Vergangenheit nicht nur in den Bergbau investiert, sondern direkt oder indirekt auch in die finanzielle oder militärische Ausstattung der konkurrierten Milizen. Nach dem Doing Business Report der Weltbank 2010 (Report über das Investitionsklima in den Nationen) liegt die DRK heute auf dem vorletzten Platz.

Afrika hat trotz des riesigen wirtschaftlichen Potentials, vor allem durch die Rohstoffvorkommen und dem Tourismus, es bisher nicht geschaffen multinationale Gremien zu schaffen, um sich gemeinsam zu vermarkten. Die Gründung von Rohstoff-Kartellen ist in Afrika immer wieder durch die differenten nationalen Interessenlagen gescheitert. Das Exportwachstum der Länder ist stark geprägt durch bilaterale Abkommen. Im Agrarbereich schotten die EU und USA ihre Märkte seit Jahrzehnten ab. Obwohl die weltweite Nachfrage nach Rohstoffen immens gestiegen ist, hat Afrika wenig vom Welthandel profitiert. Der Anteil am Welthandel, zum Beispiel bei den Agrarexporten, steigt trotz der immensen Nachfrage im Durchschnitt um gerade einmal ein Prozent p.a.

Die Förderung der Sicherheit in den afrikanischen Konfliktländern ist ein Anliegen der deutschen Außenpolitik. Durch das G8-Afrika-Programm des Auswärtigen Amtes soll dieser Aspekt gefördert werden. Unter anderem hat man Polizei-Unterstützungsprojekte initiiert. Die Beseitigung der Konfliktursachen, zum Beispiel bei Grenzkonflikten wie in der Demokratischen Republik Kongo, sind ein weiterer Kernpunkt der Förderung der afrikanischen Länder aus Sicht Deutschlands und der EU. Wichtige deutsche Institutionen in den bilateralen Beziehungen sind unter anderem: das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) oder die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) als Förderbank. Eine wichtige Organisation ist unter anderem der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft, der über die Länder informiert und als Kontaktstelle dient. Der Verein mit rund 650 Mitgliedern hat eine lange Geschichte in den Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Afrika. Neben der Informationsbereitstellung und der Organisation von Veranstaltungen werden zum Beispiel auch Consulting-Dienstleistungen für die Mitglieder angeboten.