Der Finanzdienstleistungsmarkt in Österreich

Österreich verfügt über eines der dichtesten Bankennetze in Europa. Heute liegt die Zahl der Banken in Österreich unter tausend Banken. Im Jahr 1994 wurde das neue österreichische Bankwesengesetz geschaffen, dass sich an den Anforderungen der EU anlehnte. Seit dem Jahr 2002 gibt es die österreichische Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) in Wien. Die Finanzmarktaufsichtsbehörde kontrolliert u.a. das Bankenwesen, das Wertpapierwesen oder das Versicherungswesen im Alpenland. In Österreich gibt es eine Vielzahl an spezifischen Gesetzen im Finanzdienstleistungsmarkt wie das Bankwesengesetz, das Börsengesetz, das Wertpapieraufsichtsgesetz oder das Kapitalmarktgesetz. Insgesamt gab es in den letzten zwei Jahrzehnten im österreichischen Bankenwesen den Trend zu Universalbanken. Seit den 1990er Jahren ist auch die Privatisierungswelle ein prägendes Element. Profitiert haben die österreichischen Banken vor allem auch von den neuen Märkten in Osteuropa. Traditionell gibt es sehr enge Wirtschaftsbeziehungen zu Ländern wie Ungarn und der Tschechei. Gleich nach dem Fall des osteuropäischen Vorhangs haben einige Banken sehr stark in zentral- und osteuropäischen Ländern expandiert. Im Jahr 2008 waren die österreichischen Banken die größten Geldgeber in Ländern des ehemaligen Ostblocks. Die österreichischen Banken haben seit den 1990er Jahren auch eine Vorreiterrolle für andere ausländische Banken bei der Expansion nach Osten gespielt. Österreichische Banken sind selbst in Ländern wie Russland oder der Ukraine als Geldgeber führend. Heute haben die österreichische Banken, die nach Osten expandiert haben, teils mehr Kunden im Ausland als in den eigenen Staatsgrenzen. Deutsche oder italienische Bankinstitute sind als Geldgeber im Ostblock noch weit hinter den österreichischen Banken. Gerade durch die Bankenkrise wurden viele Geschäftstätigkeiten im Osten kritisch hinterfragt. Im Jahr 2009 lagen durch die Wirtschaftskrisen in Osteuropa die Forderungen der österreichischen Geldhäuser bei geschätzten 200 Milliarden Euro.

Sehr profitiert hat das österreichische Bankenwesen in der Vergangenheit durch das strenge Bankengeheimnis. Die Sparkontenanonymität wurde zwar abgeschafft, allerdings braucht man heute eine richterliche Verfügung zur Auskunftspflicht der Banken. Elektronische Informationsstrukturen bei den Bankauskünften sieht man in Österreich als überaus kritisch an. Die österreichischen Banken haben teils durch die Gewinne in Osteuropa sehr stark am Aufschwung des Ostens bei den Sparkonten partizipiert. Zu den größten Bankinstituten in Österreich gehören unter anderem die UniCredit Bank Austria, die Raiffeisenzentralbank und die Erste Bank Österreichs. Alle großen Banken sind in der Hauptstadt Wien angesiedelt. Wien ist der führende Finanzplatz in Österreich mit der Wiener Börse. Die Wiener Börse entstand in der heutigen Form im Jahr 1997. Die Wiener Börse ist in Österreich die einzige Börse für den Wertpapierhandel. Die Wiener Börse übernahm Ende 2008 die Mehrheitsanteile an der Prager Börse. Der Wiener Börse gehören auch mehrheitlich Anteile an der Börse in Ljubljana und Budapest. Unter anderem gibt es an der Wiener Börse osteuropäische Indizes, die unter dem Begriff CECE Indices geführt werden. Trotz der Auswirkungen der internationalen Bankenkrise, sehen Experten den Finanzplatz Wien in Zukunft als starken Finanzdienstleistungsstandort.